Plötzlicher Herztod – Anzeichen, Ablauf und Erste Hilfe
Plötzlicher Herztod, was versteht man darunter? Das menschliche Herz leistet Unglaubliches. Schon vor der Geburt eines Menschen nimmt es seine Arbeit auf und versorgt den gesamten Organismus mit sauerstoffreichem Blut. Bis zu 50 Mio. Mal schlägt es ab der 22. Schwangerschaftswoche bis zur Geburt in der 40. Woche.
Die Leistung des Herzens
Das Herz ist ein starker Muskel, der unermüdlich und stark seine Arbeit verrichtet – unter guten Voraussetzungen.
- stündlich schlägt ein Herz etwa 200 Mal
- kumuliert sind dies täglich mehr als 000 Schläge
- hochgerechnet auf ein Jahr kommt das Herz auf 37 Mio. Schläge
- jeder Schlag pumpt fast 80 ml Blut in den Organismus
- aufgefangen in Badewannen ergäbe dies ganze 57 Stück
- dies sind insgesamt 000 l täglich
- nach einem Jahr wären dies 875.000 l, was der Füllmenge des Olympia-Schwimmbeckens entspricht
Pausenzeiten sind für das Herz nicht vorgesehen. Bis zum 80. Geburtstag eines Menschen hat es fast 3.000.000.000 Mal geschlagen. Eine solche Leistung erbringen selbst die hochwertigsten technischen Pumpen nicht.
Plötzlicher Herztod (Sekundentod)
Vom plötzlichen Herztod (PHT) sind jährlich bis zu 100.000 Menschen betroffen. Nur etwa 2 – 5 % der Betroffenen erreichen noch lebend das Krankenhaus, wovon etwa die Hälfte überlebt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt an, dass in den hochentwickelten, westlichen Industrieländern etwa 0,156 % der Menschen vom Sekundentod betroffen sind. Davon sind etwa die Hälfte aller durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen herbeigeführten Todesfälle durch den PHT bedingt.
Was ist überhaupt der plötzliche Herztod?
Ein vom plötzlichen Herztod Betroffener verliert abrupt das Bewusstsein – ca. eine Stunde, nachdem sich akute kardiale Symptome zeigen. Die Herzerkrankung kann bekannt sein, muss aber nicht. Der Sekundentod bezeichnet im Grunde nichts anderes, als ein plötzliches und unerwartetes Herz-Kreislauf-Versagen. Im Totenschein wird dann der natürliche Tod aufgrund kardialer Ursachen angegeben sein.
Ursachen
Als häufigste Ursache wird die koronare Herzkrankheit (KHK) genannt, bei der die Herzkranzgefäße verkalkt sind. Im jungen Alter leiden nur wenige Menschen darunter, weshalb es vorwiegend Patienten im mittleren bis hohen Lebensalter sind, die Gefahr laufen, am PHT zu sterben. Doch es gibt weitere Auslöser (angeboren oder erworben):
- Herzrhythmusstörungen (z. B. QT-Syndrom, Brugada Syndrom)
- Herzschwäche
- Herzinfarkt (überstanden)
- Herzklappenfehler
Junge Menschen können eher selten den plötzlichen Herztod erleiden. Hier kann ein angeborener Herzfehler die Ursache sein, wie z. b. die sog. hypertrophe Kardiomyopathie (Erkrankung des Herzmuskels). Ein grippaler Infekt kann ebenfalls der Grund für den Sekundentod sein, nämlich dann, wenn er zu einer Entzündung des Herzmuskels geführt hat (Myokarditis).
Welche Ursachen der plötzliche Herztod auch hat – sie alle führen zu Veränderungen der elektrischen Eigenschaften der Herzmuskelzellen. Schließlich kommt es zu Herzrhythmusstörungen und schließlich zum Tod.
Plötzlicher Herztod – gibt es eine vorausgehende Symptomatik?
Zuweilen kündigt sich der plötzliche Herztod an. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Manchmal gibt es Vorzeichen, die Stunden, Tage oder Wochen vor dem eigentlichen Ereignis auftreten. Diese können sich wie folgt darstellen:
- Brustschmerzen
- Bewusstseinstrübungen bis hin zu Ohnmachten
- Herzklopfen
- Luftnot
Manchmal sind es neue, manchmal bekannte, jedoch sich verschlechternde Symptome. Eine im Fachmagazin Annals of Internal Medicine veröffentlichte Studie zeigte, dass sich bei der Hälfte der betroffenen Patienten der Sekundentod durch verschiedene Beschwerden anzeigte. Meist zeigten sie sich innerhalb von 24 Stunden vor dem akuten Herzversagen. Vorwiegend handelte es sich dabei um Luftnot und Brustschmerzen.
Behandlungsoptionen bei plötzlichem Herztod
Zur Behandlung bei plötzlich aufgetretenem Herz-Kreislauf-Stillstand gibt es Leitlinien zur Herz-Lungen-Wiederbelebung:
- Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung im Verhältnis 30 : 2
- auch die alleinige Herzdruckmassage ist bereits hilfreich
- Einsatz der Elektrotherapie durch Anbringen voll- oder halbautomatischer externer Defibrillatoren innerhalb von 5 Minuten, nachdem der Rettungsdienst alarmiert wurde (es droht Sauerstoffmangel)
Die Defibrillation obliegt dem Rettungsdienst. Doch verfügen öffentliche Plätze wie Flughäfen usw. über externe Defibrillatoren (AED), die auch durch geschulte Laien bedient werden können. Eine rechtzeitige Defibrillation ist der maßgebliche Faktor für die Überlebenswahrscheinlichkeit.
Heilungsaussichten bei drohendem Sekundentod
Für eine positive Prognose bietet eine schnelle Defibrillation die größte Chance. Besonders gefährdeten Patienten wird daher ein Defibrillator implantiert. Ein solches Gerät – auch ICD genannt – überwacht den Herzrhythmus durchgängig und arbeitet gegen bedrohliche Herzrhythmusstörungen. Dazu gibt es einen präzise dosierten und hochenergetischen Stromstoß ab, um die Störung zu beheben.
Es kann aber auch eine Impulsserie niederamplitudiger elektrischer Stöße aussenden, die den Herzrhythmus wieder in den richtigen Takt bringen. Ein solches Implantat ist geeignet für Risikopatienten, die gegebenenfalls schon einmal erfolgreich reanimiert wurden. Gleichermaßen eignet sich ein ICD-Implantat für Patienten mit ventrikulären Tachykardien in Einheit mit einer eingeschränkten linksventrikulären Pumpfunktion. Auch Betroffene, bei denen die Tachykardie ursächlich für eine Synkope (Kreislaufkollaps) war, sind geeignete Kandidaten für ein ICD. Ein akuter Herzinfarkt erfordert kein Implantat.
Bisher war bei der ICD-Therapie eine Anbringung einer Defibrillationselektrode im Herzen unabdinglich, doch geht die technische Entwicklung weiter und ist vielversprechend: zukünftig könnte auf eine Sonde im Herzen vielleicht verzichtet werden.
Präventive Maßnahmen
Da häufig Patienten mit der koronaren Herzkrankheit (KHK) vom plötzlichen Herztod betroffen sind, lassen sich hier die Ursachen schon früh bekämpfen. Cholesterinablagerungen belagern die Blutgefäße. Die Verkalkung wird durch schlechte Lebensgewohnheiten (Rauchen, ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung) noch gefördert. Genau hier sind die Ansatzpunkte für eine erfolgreiche Therapie. Ebenso sind Diabetes- und Bluthochdruckpatienten gefährdet. Auch einige Medikamente sind zur Prävention geeignet (s. nächster Abschnitt).
Medikation zur Prävention
Für Patienten, die nicht die Kriterien für ein präventives ICD-Implantat erfüllen (s. Heilungsaussichten bei drohendem Sekundentod), eignen sich Betarezeptorenblocker der Prä-PCI-Ära (PCI = Perkutane Koronarintervention umschreibt die Behandlung von Engstellen, auch Stenosen genannt, der Herzkranzgefäße mittels eines Linksherzkatheters).
Weiterhin bewiesen mehrere Studien, dass ACE-Hemmer bzw. AT1-Rezeptorblocker, CSE-Hemmer (Medikamente zur Senkung des Cholesterinwertes) sowie der Aldosteronantagonist Eplerenon (Aldosteronantagonist = Wirkstoffe, die die Wirkung des Steroidhormons Aldosteron aus der Nebennierenrinde bremsen) die Zahl der Todesfälle durch Sekundentod unter bestimmten Voraussetzungen reduzieren können. Zur Anwendung von OMEGA-3-Fettsäure-Präparaten sind die Studien widersprüchlich.
Sie werden vorwiegend für Patienten mit koronarer Herzkrankheit, vor allem nach überstandenem Myokardinfarkt, empfohlen. Diese Empfehlung gilt jedoch nicht für die nicht-ischämische Kardiomyopathie (Herzinfarkt, der nicht durch eine Herzmuskelschwäche ausgelöst wird).